Ausserdem hat sich durch den allgegenwärtigen Onlinezugang zu praktisch sämtlichen existierenden Tonträgern und den Gigabytes von Musikdaten deren Wertschätzung und das Musikhören an sich grundlegend verändert. Wo sich früher noch die Familie vor dem Radio versammelt hatte, und später der Musikfreund daheim in Ruhe die Platten und CDs mit seiner Stereoanlage genoss, wird heute Musik eher nebenbei gehört, oft als Pendel- oder Shoppingbegleiterscheinung. Dieser Faktor sollte eigentlich (wird aber nicht) auch von der klassischen Musikindustrie berücksichtigt werden, wenn sie ihr Klagelied des Umsatzrückgangs singen. Fest steht: ein gleich guter Song von heute ist viel weniger wert wie ein gleich guter Song von damals, und die Musikkonsumenten sind entsprechend und auch verständlicherweise viel weniger bereit, denselben Betrag wie damals zu bezahlen. Beispiel: Die Industrie wehrt sich dagegen, dass Streaming-Angebote wie Spotify nur einen kleinen Bruchteil der Wertschöpfung eines Online-Tonträgers herausholen. Allerdings haben die Streaming-Anbieter recht mit ihrem Argument, dass ihre Songs ja eben nur ein einziges Mal gehört werden, und nicht unendliche viele Male wie bei einem Tonträger. Dies ist der Lauf der Zeit, und eigentlich ja auch keine schlechte Idee, sondern ganz einfach das sehr faire 1:1-Konsumprinzip: ich bezahle direkt, und nur, was ich jetzt gerade hören möchte. Wie auch bei anderen Entwicklungen hinkt die konventionelle Musikindustrie diesem Gedanken ein wenig hintendrein. Kunst.